Wie du in 7 Schritten eine entspanntere Mutter wirst, wenn du im Schichtdienst arbeitest

Ich bin Mutter von drei Söhnen. Ich bin mittlerweile Profi, was die Arbeitserleichterung in Heim und Familie betrifft.

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1. Unterschiedliche Socken? Na und!

Am Anfang meiner Karriere von „Sockenträgern“ war ich durchaus bemüht, die Paare beisammen zuhalten. Wie sieht das denn auch aus: Unterschiedliche Socken am Kind! Aber dann verschwanden immer mehr. (Man munkelt, es wäre die  Waschmaschine, aber ich fand sie auch unter dem Sofa und auf dem Katzenbaum hab ich schon welche- lang vermisste – wiedegefunden.

Na und? Das Leben ist zu kurz, um nach zwei gleichen Socken zu suchen. Bei sechs Kinder- und vier Erwachsenenfüßen tragen wir nun, wie es kommt. Hauptsache es passt.

2. Glaube nie Internetrezeptvorschlägen!

Ich koche gerne! Am liebsten Suppe. Aber das trifft nicht unbedingt den Geschmack der Kinder. Weil ich im Laufe der Jahre ein Abneigung gegen Pizza, Fischstäbchen und Nudeln mit Butter habe, kommen mir Rezepte aus dem Internet immer sehr gelegten. Vor allem diejenigen, die in Zeitraffer gedreht werden und wahnsinnig einfach in der Zubereitung aussehen. Wenn dann noch TASTY in wirr-bunten Farben aufblitzt, glaube ich das sofort und bin bereit. (Oder es liegt daran, dass ich solche Filmchen in schlaflosen Nächten in Dauerschleife schaue. Der Schichtdienst macht einen über die Jahre auch ein bisschen merkwürdig)

Wie auch immer: Es funktioniert nicht! Nie! Schade! Kocht mehr Suppe.

3. Schichtdienst als Entschuldigung funktioniert!

Du sitzt im Klassenzimmer bei der Elternbeiratswahl und alle schauen dich erwartungsfroh an, weil du so entspannt mit verschiedenen Socken und zufriedenem Suppenbauch auf deinem Kinderpopöchenstuhl sitzt?

Schau kurz auf und sage (gerne auch mit leicht leidenden Unterton in der Stimme) „Oh – wie gerne würde ich das machen. Aber ich arbeite im Schichtdienst!“

In der Regel haben alle sofort Verständnis dafür. (Das gilt natürlich nur für diejenigen unter euch, die auf keinen Fall noch ein Ehrenamt übernehmen wollen)

Auch bei unzählige Weihnachtsfeiern und ähnlichem seid ihr  aus dem Schneider. Ihr habt Schichtdienst. Punkt!

4. Schmiedet Netzwerke

Das Kind will unbedingt zum Fußballtraining, aber ihr seid in der Spätdienstfalle? Ruft jemanden an. Irgend jemand findet sich immer, der das Kind mitnehmen oder abholen kann, der eine Riesentasche mit schmutzigen Fußballertrickots in eure Wohnung schleift und Brezeln für die Mannschaft besorgt, während ihr nicht da seid.

Momentan hat meine Schwiegermutter den Fußballjob. Als Fußballfreundin mag sie das gerne, kommt mit dem Enkel in Kontakt und fachsimpeln mit ihm, dass es eine Freude ist. Jetzt ist jeder glücklich. Vor allem ich, die Fußball eher nicht wirklich spannend findet.

Das gilt auch für ewig lange Ferien oder sonstige Freizeitgestaltungen. Habt ihr ein starkes Netzwerk, könnt ihr euch immer gegenseitig unterstützen. Das ist nicht in Gold aufzuwiegen.

5. Bringt euren Kindern frühzeitig Selbstständigkeit bei.

Mit dem Roller in die Schule üben, mit der Straßenbahn zum Training: Das alles kann man mit dem Kind ab einem bestimmten Alter üben (meine waren ungefähr sieben Jahre alt). Das frühzeitige Üben zahlt sich in der Zukunft aus: Kein Abholen mehr von Hort, Musikstündchen oder Training, wenn ihr ermattet von der Frühschicht am liebsten nur noch auf die Couch sinken würdet. Noch dazu macht es die Kinder selbstbewusst und sicher im Straßenverkehr.

6. Lasst auch mal Fünfe gerade sein!

Nichts ist schlimmer, als einem gewissen Perfektionismus nachzuhecheln. Wir sind es auf der Arbeit – zuhause soll man sich wohlfühlen. Es kommt wirklich keiner vorbei und kontrolliert, ob ihr die Wäsche gewaschen habt, oder ob es schon wieder Kartoffelpüree aus der Tüte gibt. Und ja – man kann auch Tage ausschließlich im Schlafanzug vergammeln. Die Woche ist oft lang und anstrengend. Nicht nur für uns – auch für unsere Kinder. Entspannt euch. Legt die Füße hoch. Jeder darf bestimmen, was NICHT gemacht wird.

Sollte wenn sich Besuch ankündigt, vergesst nicht, den Staubsauger dekorativ in den Flur zu stellen: „Ach – ich wollte gerade….!“

7. Kinder lieben den Schichtdienst (manchmal)

So sehr sie gelegentlich  jammern und trauern, weil sie euch zu wenig sehen, so sehr schätzen sie es, wenn sie euch nicht immer um sich herum haben. (Heimlich ein bisschen länger aufbleiben, mal geschwind den Fernseher anschalten und durchzappen, was da so läuft, Zocken auf dem Handy, was unter der Woche verboten ist, tssss.)

Ja. Es ist hart, wenn eure Kinder euch noch mal und noch mal vor dem Nachtdienst küssen und fragen, warum man nicht zuhause bleiben kann. Es zerreißt einem das Herz. Auf der anderen Seite schätzen sie es umso mehr, wenn ihr am nächsten Morgen nicht grummelig und widerwillig aufsteht (ich), sondern fröhlich fünf Spiegeleier bratet.

Hier lernen sie gleich mal was fürs Leben: Alles, alles ist auf Ausgleich bedacht. Yin und Yang. Vermissen und Spiegeleier. Da und weg.

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Das Wichtigste was ich in all den Jahren gelernt habe ist, egal wie blöd es gelegentlich läuft: Nichts ist für ewig,.

Das gilt leider auch für die Zeit, die man mit seinen Kinder verbringen möchte. Auch die ist nicht ewig. Daher nutze sie für viele, viele schöne Dinge. Halte dich nicht mit unnötigem Kleinscheiß auf. Lache viel und vergesse schnell.

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Von Ingeborg Wollschläger

Dreißig Jahre war ich Krankenschwester und davon über zwanzig Jahre in einer Notaufnahme beschäftigt. Im März 2020 erschien mein Buch „Die Notaufnahmeschwester - ein Alltag zwischen Leben, Tod und Wahnsinn“ im Penguin Verlag. 2018 kehrte ich der Pflege den Rücken und bin seitdem als Seniorenreferentin für die Betagten meiner Kirchengemeinde zuständig. Gepflegt wird nun nicht mehr: Jetzt wird "gehegt". In Gruppen und Kreisen, Gottesdiensten und bei jeder Menge Hausbesuchen bin ich mit den Seniorinnen und Senioren in engem Kontakt. Mit großem Interesse lausche ich dort den Geschichten der alten und manchmal auch sehr weisen Menschen. Der wahre Luxus meines derzeitigen Berufes ist, dass ich Zeit habe, mir Lebensgeschichten anzuhören. Ich darf nachfragen und bekomme fast immer Antworten. "Nebenbei" bin ich freiberufliche Journalistin für das Radio (u.a. Klassik Radio) sowie Mitglied der Redaktion des „Evangelischen Sonntagblatts aus Bayern“. Ich habe drei Söhne, einen Halbtagshund und liebe Suppe.

5 Kommentare

  1. Ich finde es toll, wie Du das machst und wünsche, dass Du die Fröhlichkeit, die Energie, die Toughness (sagt man das?) und diese unerschütterliche und ansteckende Zuversicht nie verlieren sollst. Wirklich großartig, Schwester!

  2. Ich hatte irgendwann das Gefühl, nicht mehr dazu zu gehören, wenn jede Woche sechs Arbeitstage hat und ein Arbeitstag neun Stunden hat plus 3 Stunden hin und rück. Das hat mich sehr einsam gemacht.

    1. Deinen Kindern gegenüber? Deinem Sozialen Umfeld? Oder doch der Arbeit, dass man da mit Kindern Manchmal „wie von einem anderen Stern ist?“ Das würde mich ja interessieren, was genau du da meinst. 🙂

      1. Soziales Umfeld ist eh fast raus, wenn du soviel unterwegs bist. War ja anfangs nur ein Tag in der Woche frei. Bei meiner Familie hier, das war schlimm. DAS war richtig schlimm. In der Spätschicht war ich abends halb zwölf zuhause. Morgens haste die, wenn überhaupt nur kurz gesehen, um halb zwölf saß ich schon wieder im Zug zur Arbeit. In der Frühschicht kurz vor sieben im Zug und kurz vor halb sechs wieder zuhause. Wochenende Haushalt gemacht, ist besonders toll, wenn es nur ein Tag ist.Später war dann wenigstens jedes zweite Wochenende ganz frei, aber da war schon nix mehr aufzuhalten….da gings samstags alles nur noch im Zeitlupentempo. Das war einfach anders, ich fühlte mich wie die Cleanschlampe und that ’s it.

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