„Let`s play“ mit der Notaufnahmeschwester

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Moinsen meine Nudeln/ Hallöchen/ Moin, moin liebe Leute und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Let`s play.

(Mein Sohn (10) sagt: Mama. Das ist voll öde, was du da immer schreibst. Mach doch mal was Gescheites. Dann bekommst du auch so viele Abonnenten wie die ganzen Gamer von YouTube. Die haben Millionen!  Was du da schreibst ist doch voll uncool. So wird das nie was.

Dieses hier ist also eine Challange für mich (muss man so sagen), so etwas zu „verschriftlichen“ Mal was anderes. Quatsch. Ich hatte gerade Zeit.)

Wir spielen heute also ein bisschen 〈 harharhar〉  (=wahnsinnig lustiges Gelächter) Tetanusimpfen.

Also noch mal. Wichtig ist das geschmeidige Intro. Irgendwas, das ins Öhrchen geht. itsitsitsitsits (hört ihr den sagenhaften Beat?) Ach- Moment: 

So. Dazu jetzt die sehr kurzweilige und launige Begrüßung: Moinsen meine Nudeln/ Hallöchen/ Moin, moin liebe Leute und herzlich willkommen zu einer neuen Folge Let`s play. Heute kümmern wir uns mal um eine kleine, aber feine Impfung. 〈harharhar〉 Kann ja nie schaden, so was, gell, Leudde? ( man spricht als Gamer gerne volkstümlich)

Sooooo. (die „so`s“ bei Gamern hören sich immer an, als würden sie gerne mindestens fünf o sprechen. Ich hab da schon mal was vorbereitet. ( Mist. Grober Fehler. Das hört sich an wie im Maggi Kochstudio. Das würde nie ein Gamer machen).

Ah hier. da kommt schon einer. Das ist ja ein Patient. Alter Schwede. Der kommt hier einfach mal so reingeschneit. Hallo Patient. 〈harharhar〉 Easy get rekt. Jo ne – da kann er sich doch mal hinsetzten. Voll gemützlich hier, Leudde, ey voll. Und dann nackich am Arm machen. WIR WOLLEN DELTA SEHEN. WIE WOLLEN DELTA SEHEN.

Ha. Und da sitz er schon auf seinem Stuhl. Das ist so voll easy hier. Manchmal hat man eben einen guten Lauf. So wie ich neulich bei meinen Schmorgurken, die mir echt gut gelungen sind. Ach. Ihr kennt Schmorgurken nicht? Big fail. Dabei ist das so einfach: Gurke schälen und halbieren, die Kerne entfernen und in fingerbreite Stücke schneiden. Die Gurke – nicht die Finger – habta kapiert, Leudde! Muhaaaa. Dann Zwiebeln pellen und in kleine Würfel schneiden. Öl in eine Pfanne. Zwiebeln rein und ein bisschen anschmoren. Dann die Gurken dazu. Alles weiter anschmoren, bis die Gurken glasig werden. Salzen und pfeffern. Wer mag, kann auch gekörnte Gemüsebrühe dazugeben. Fertig ist die Superschmorgurke. Jetzt kann man noch saure Sahne dazugeben und Dill. Oder einfach so mit Weißbrot genießen.

〈harharhar〉Voll abgeschwoffen. Aber so ist da eben hier. Da kann man auch mal über so was quatschen. Ist ja MEINSpiel hier. Aber zurück zum Ernst der Lage. Der Patient sitzt ja immer noch und wartet auf seine Impfung. Und ich werde das jetzt mal in Angriff nehmen. Tut auch gar nicht weh. 〈harharhar〉Also jetzt noch nicht. Das dicke Ende kommt ja immer erst später. Immer im Leben – wissta Leudde. Ne – mal im Ernst. Impfen tut meistens erst später weh. Wie Muskelkater. Wie schwerer Arm. Geht aber wieder weg. Das ist die gute Nachricht. 

Die Spritze ist voll niedlich. So klein. Für sensible Männer genau richtig. Kleine Nadel – kleiner Pieks. Voll easy. Aber jetzt – Achtung – Herrausforderung: Desinfektion. Wie meine Schulschwester Waltraud damals immer sagte: Erst die mechanische Reinigung, dann die chemische. Also erst mal absprühen und mit einem Tüpferchen abwischen. Dann wiederholen, Leudde. Wichtig. Und dann habta Zeit, eurer Zeugs vorzubereiten. Spritze klarmachen. Hände desinfizieren. Dann sind 30 Sekunden meistens rum. Ach ja. Und man kann dazwischen auch immer freundlich mit den Leuten sprechen. Über Schmorgurken. Oder das Wetter. Dann sind die abgelenkt. Und sie haben was zu denken. Das nimmt die Nervosität. Super Trick. Könnta euch merken. Oder die Geschichte: Mit einer Hand den Arm ein bisschen streicheln und die Stelle merken, den Patienten tief einatmen lassen. ( Wie? Das war tief? Also bitte, Das können Se aber besser. Los. Noch mal. TIEEEEEF Luft holen.) Und dann: zack. Rein damit. Merkt kein Mensch. ZAUBERHAND!!!! Krass.

Yo man. Das war easy. Niiiicce!

Dann noch n bisschen Paierkram. Impfausweis ausfüllen. L e s e r  l i c h   s c h r e i b e n. Das ham wa von der Pflege ja voll drauf. Im Gegensatz zu machen, die extra erst den Kurs: „Schreiben  – unleserlich für Jederxxx!“, Raum 243 besuchen mussten.〈harharhar〉 Plästerchen drauf. Ach kommt – meist ist das nicht nötig – aber ihr wisst ja, wie die Leudde sind: Immer ein Beweisstück. Trostpflaster quasi. Dann hamse auch was, was se daheim vorzeigen können 〈harharhar〉 und das ist doch auch immer schön. „Schau, Liebste. Hier hab ich ne Spritze bekommen.“ Und dann sagt die Liebste. „Oh. Du Armer. Komm, ich puste mal und dann kuscheln wir!“  (Und ich schrieb jetzt etxra nichts von blasen, ihr Schlingel!!! ) Wir wollen der Liebe doch nicht im Weg stehen, oder? ODER?  〈harharhar〉 Na also. Liebe ist everything.

Yo. Leudde. Das wars dann auch für heute wieder mit einer Folge „Let`s play. Ich hoffe es hat euch genauso gut gefallen wie mir und ihr schaltet demnächst wieder ein, wenn es heißt: LET`s PLAYYYYYYYY. Nice! Bye bye. Und baba.

Ihr könnt in der nächsten Folger gerne wieder zuschalten, wenn es heißt: Let`s play mit der Notaufnahmeschwester – da kümmer ich mich dann vielleicht ums Bügeln. Falten? FALTEN? Die mach ich platt!. Wahlweise Kacke wischen. Ach – da denk ich noch mal in Ruhe drüber nach! Muhahah.

„Endlich mal Action,“ sagt das Kind zufrieden. „Geht doch!“,und widmet sich wieder seinen virtuellen Kumpels. Jo. Geht schon. Aber immer so? 〈harharhar〉 Ich sag vorerst LOVVVVVVVE – ach nein. Auch falsch. Sowas sagen nur blonde Mädchen mit Bienen auf YouTube. Ich kenn mich aus. NICE!

P.s. Ich danke euch für eue wunderbare Vorstellungskraft, das Ganze im Geiste mit sehr viel Übertreibung und Spaß gelesen zu haben. 

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Von Ingeborg Wollschläger

Dreißig Jahre war ich Krankenschwester und davon über zwanzig Jahre in einer Notaufnahme beschäftigt. Im März 2020 erschien mein Buch „Die Notaufnahmeschwester - ein Alltag zwischen Leben, Tod und Wahnsinn“ im Penguin Verlag. 2018 kehrte ich der Pflege den Rücken und bin seitdem als Seniorenreferentin für die Betagten meiner Kirchengemeinde zuständig. Gepflegt wird nun nicht mehr: Jetzt wird "gehegt". In Gruppen und Kreisen, Gottesdiensten und bei jeder Menge Hausbesuchen bin ich mit den Seniorinnen und Senioren in engem Kontakt. Mit großem Interesse lausche ich dort den Geschichten der alten und manchmal auch sehr weisen Menschen. Der wahre Luxus meines derzeitigen Berufes ist, dass ich Zeit habe, mir Lebensgeschichten anzuhören. Ich darf nachfragen und bekomme fast immer Antworten. "Nebenbei" bin ich freiberufliche Journalistin für das Radio (u.a. Klassik Radio) sowie Mitglied der Redaktion des „Evangelischen Sonntagblatts aus Bayern“. Ich habe drei Söhne, einen Halbtagshund und liebe Suppe.

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