11 Dinge, die ihr über eine Notaufnahme (und das Personal) wissen solltet

Falls Ihr es noch nie erlebt hast – eine Notaufnahme kann furchteinflößend sein. Das wissen wir. Es riecht komisch. Viele Menschen rennen hektisch durch die Gegend. Ihr hört vielleicht Geräusche, die ihr lieber nicht hören wolltet. In der Regel kommt ihr völlig unvorbereitet, weil irgendein Ereignis euch aus der Bahn geworfen hat. Atmet durch.

Hier ein paar Dinge, die ihr wissen sollte

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1. Keine Panik.

Ob Zeckenbiss oder Herzinfarkt, Bauchweh, Schlaganfall, Nierenkolik, Kopfplatzwunde oder zu viel getrunken. Glaubt mir: Wir haben das alles schon gesehen. Wir helfen euch! Atmet tief durch! Noch mal. Und dann noch mal. Das hilft fürs erste.

2. Fasst euch kurz. Für Feinheiten ist vielleicht später noch Zeit.

„Was ist denn passiert?“ „Ich stand da an der Strasse und wollte rüber gehen, aber die  Ampel schaltete da auf rot, da bin ich einen Schritt zurück gegangen, und da war auf einmal diese Kante, die ich vorher noch gar nicht gesehen hatte, da bin ich mit meinen neuen Pumps hängengeblieben, dabei hab ich die erst heute gekauft – und jetzt schauen sie mal: voll der Ratscher drin,da war dann dieser junge Mann, der mich gerade noch aufgefangen hat, der trug so einen Bart, wie das die Männer heute so tragen, aber eigentlich war der ganz nett, also der hat mich aufgefangen, wer weiß, was sonst noch passiert wäre und jetzt bin ich hier und in einer halben Stunde geht mein Zug, meinen sie, wir schaffen das noch, weil ich habe zuhause einen Hund und sonst müsste ich die Nachbarin anrufen, damit sie mit ihm Gassi geht, aber vielleicht ist die noch auf der Arbeit……“

3.  Wir mögen euch alleine am liebsten.

Angehörige können schrecklich sein. „Mein Sohn ist 39 Jahre alt und er hat hohes Fieber. Ich MUSS  dabei sein.  Ich bin schließlich seine Mutter!!!!“

Wir sehen immer ganz gerne Patienten zuerst am liebsten alleine. Ohne Ablenkung und ohne „dazwischengegackere“, ohne Ohnmachtsanfälle und die Familiengeschichte bis ins 7.Glied. Bitte glaubt uns, wenn wir sagen, wir holen eure Lieben schon, wenn wir sie brauchen.

4. Wenn ihr wisst, dass ihr in die Notaufnahme kommen müsst, wascht euch.

Eine Notaufnahme ist eine olfaktorische Herausforderung. Wenn ihr gewaschene Füße habt und auch sonst nicht stinkt, habt ihr gleich einen unglaublichen Bonuspunkt. Das fällt sofort auf! Glaubt mir. Ihr werdet es daran merken, dass wir verzückt schnüffeln. Denn das kommt tatsächlich selten vor. Selbst bei jemanden, der vor drei Tagen mit seinem Fuß umgeknickt ist, kann es sein, dass er sich leider noch nicht waschen konnte. Diese Schmerzen. Ihr wisst.

Und logisch – Menschen, die bei der Gartenarbeit von der Leiter gefallen sind oder sonst wie frisch verunfallt, akut krank geworden sind können sich nicht vorher duschen. Auch das wissen wir.

5. Versicherungen interessieren uns eher weniger.

Wir sind das Pflegepersonal. Nicht die Verwaltung. Wenn ihr  – noch bevor ihr euren Namen gesagt habt – euren  Versicherungsstatus erzählt mit dem Zauberwort: „Ich bin Privat- Versichert!“, finden wir das reichlich merkwürdig. Als würde es an unserer Arbeit etwas ändern. Wir freuen uns natürlich, dass mit dem Besuch eines Patienten unser Arbeitsplatz erhalten wird. Allerdings haben wir persönlich von eurem Versichternstatus leider nichts. Weder mehr Geld auf dem Konto, noch Ruhm oder Ehre.

6. Wenn es etwas länger dauert….

freut euch. Denn dann bedeutet es, dass ihr den Tag gut überleben werdet. Eine lange Wartezeit ist ärgerlich, aber für euch ein Garant, dass ihr nicht sehr schwer verletzt seid und daher warten könnt. Schlimmer wird es, wenn plötzlich – wie aus dem Nichts – viele Menschen um euere Liege stehen. Jeder mit einem anderen Zettel in der Hand oder den Blick auf einen Monitor gerichtet.

7. Das Pflege – und Ärztepersonal hat ein Privatleben. Merkwürdig, aber wahr.

Wenn Ihr in eurem Zimmer liegt und ihr hört, dass draußen der Arzt oder das Pflegepersonal mit dem Pizzaservice telefoniert: entspannt euch. Bleibt tapfer. Zürnt und zetert nicht. Wir kommen gleich! Die Tage in einer Notaufnahme können verdammt lang und anstrengend sein. Ihr wisst nicht, um welches Leben vielleicht vorher gekämpft wurde und wie lange alle  schon ohne Mahlzeit war. Ein gutgelauntes, freudiges und sattes Personal wird euch lieber sein, als eines, das wie ein Roboter alles hübsch der Reihe abarbeitet.

8. Wir lieben Kekse. Und Gummibärchen. Und Schokolade. Und Wurstsemmeln.

Lasst uns das von vornherein klarstellen: Wenn ihr vom Krankenhaus-Personal über alles geliebt werden wollt, bringt Leckereien mit. Kaffee. Kekse. Eine Gemüseplatte. IRGENDETWAS.  Manchmal fällt das Essen aus, weil so viel zu tun ist. Und während die hübsch verzierten Torten direkt an der Notaufnahme vorbeigeschleppt werden – hoch zu den Stationen – gibt es in der Notaufnahme nichts. NICHTS. Wir verstehen das. Meistens kommt ihr ja unangemeldet. Aber: Essen ist immer großartig. Ohne Ausnahme.

9. Keine Panik

Wir vergessen euch nicht! Atmet noch einmal durch. Das kann nicht schaden.

10. Wir dolmetschen gerne

Arzt- Schwester-Patient. Manche (nicht alle!) Ärzte können nicht in verständlicher Sprache Krankheiten erklären. So etwas wird auf der Arztschule nicht gelehrt. (Dafür so wichtige Dinge wie „unleserliche Handschrift“). Manche lernen es nie. Wir übersetzten für euch alles.

11. Wenn ihr nett seid zu uns…

… sind wir sehr nett zu euch. Manche Patienten können wirkliche Heimsuchungen sein. Schlecht gelaunt, Das Haar sitzt falsch. Der Arzt ist doof und inkompetent, die Zahnprothese drückt und der Pups sowieso. Das macht es ein bisschen schwierig. Schöner ist es, wenn alle nett zueinander sind. Dann geben wir euch auch mal ein Pflaster extra mit, holen euch Gehstöcke in eurer Lieblingsfarbe und  schreiben einen Extra Streifen EKG, damit ihr es eurem Lieblingsmensch mit den Worten: „Mein Herz schlägt nur für dich!“ überreichen könnt. Das machen wir. Echt!

Bonustrack. 11 1/2. Manchmal hat man auch einfach Pech…

… mit dem Personal. Das ist schlimm.  Das möchte man nicht haben. (Es gibt aber auch manchmal komische Kauze). Haltet durch. Seid gewisse: die ganz miesen arbeiten nicht in einer Notaufnahme. Manchmal ist es nicht eine Frage der fachlichen, sondern der sozialen Kompetenz. Es gibt nicht nur EINEN Arzt oder EINE Schwester. Wir wechseln immer mal durch. Wenn die Tür aufgeht, kann es also sein, dass NACH dem komischen Kauz ein lustiger Engel kommt. Wie im richtigen Leben jenseits der Kliniktüren eben.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Allgemein

Von Ingeborg Wollschläger

Dreißig Jahre war ich Krankenschwester und davon über zwanzig Jahre in einer Notaufnahme beschäftigt. Im März 2020 erschien mein Buch „Die Notaufnahmeschwester - ein Alltag zwischen Leben, Tod und Wahnsinn“ im Penguin Verlag. 2018 kehrte ich der Pflege den Rücken und bin seitdem als Seniorenreferentin für die Betagten meiner Kirchengemeinde zuständig. Gepflegt wird nun nicht mehr: Jetzt wird "gehegt". In Gruppen und Kreisen, Gottesdiensten und bei jeder Menge Hausbesuchen bin ich mit den Seniorinnen und Senioren in engem Kontakt. Mit großem Interesse lausche ich dort den Geschichten der alten und manchmal auch sehr weisen Menschen. Der wahre Luxus meines derzeitigen Berufes ist, dass ich Zeit habe, mir Lebensgeschichten anzuhören. Ich darf nachfragen und bekomme fast immer Antworten. "Nebenbei" bin ich freiberufliche Journalistin für das Radio (u.a. Klassik Radio) sowie Mitglied der Redaktion des „Evangelischen Sonntagblatts aus Bayern“. Ich habe drei Söhne, einen Halbtagshund und liebe Suppe.

81 Kommentare

  1. Ähem. Punkt 5 habe ich genauso erlebt. Als Begleiter eines sprechunfähigem Patienten mit Verdacht auf Ethanolintoxikation nach Angabe des Namens und der Adresse des Patienten nach der Krankenkasse gefragt worden. Aber OK, da war auch nicht viel los in der Nacht, da darf man sich auch in der Notaufnahme mal frühzeitig um den Verwaltungskrempel kümmern.

    1. Die Versicherung ist insofern wichtig, dass diese relativ zu Anfang bei der Datenaufnahme mit ins System sollte. Die Karte ist hilfreich, weil Schwester und Pfleger weniger Zeit mit Tippen verbringen und so mehr von der kostbaren Zeit (Theoretisch gibt es feste Zeitkontingenter je nach Fall, was die meisten Schwestern und Pfleger nicht interessiert, weil sie eben keine Verwalter sind, sondern Schwestern, Pfleger und vor allem Menschen! (Keine Versicherungssysteme).

      Primär ist hier wohl auch die Betonung auf PRIVAT gelegt, wobei sich keiner erklären kann, was im Notfall anderes als fachlich kompetent und sozial engagiert für einen Kassenpatienten, Privat-Patienten oder auch einfach kranken Menschen ohne Versicherung zu tun ist.

      Ich hoffe es ein wenig erklärt zu haben, warum der Rettungsdienst und auch die Notaufnahme oft nach der Karte fragen, auch wenn das immer etwas schief ausgenommen werden kann.

      1. Stimmt genau! Lustigerweise wird meisten nur im Krankenhaus darüber gemeckert. Ich habe so was noch nie in einer Arztpraxis erlebt. Da stehen sie alle an mit dem Kärtchen in der Hand.

    2. Durch das Einlesen der Versichertenkarte bekommt ein Patient eine Fallnummer. Das geht auch ohne Karte, dauert aber dann länger, bis man alles in den Computer eingeklappert hat. Sonst funktioniert der Rest nicht. Ohne Fallnummer keine Labornummer und so weiter uns sofort. Alles baut auf dieser Fallnummer auf. Schön, wenn einer dabei ist, der Namen und Naschrift des Patienten kennt, lieber klafuenf – wenn der Patient es nicht mehr weiß oder äußern kann. 🙂
      Und weil wir als Krankenschwestern in der Notaufnahme die „Eierlegendenwollmilchsäue“ sind, übernehmen wir auch diese Verwaltunsaufgabe. Ob viel los ist oder wenig.

    3. Oh mann, da wäre mal wieder die Intelligenz von Angehörigen bewiesen. Natürlich braucht man Namen, Adresse und Versicherung um alle -computerbasierten -Anmeldungen für Untersuchungen etc. durchzuführen. ABER es ist uns völlig egal, wie der Versicherungsstatus ist- privat, gesetzlich, Sozialamt – was zählt ist die Behandlungspriorität.

  2. Punkt 8 kann ich jetzt nicht so teilen, das klingt ja schon fast wie ein Aufruf zur Bestechung. Jedoch ist ein Danke, gerne auch mal in den öffentlichen Medien wie Zeitung (oder auch Facebook) sehr gerne gesehen. Lieber als Essen zu bekommen.
    Klar, wenn ich eine Schulter in 2-3 Minuten wieder einrenke und der Patient nach 5 Minuten auf dem Weg nach Hause ist, dann bleibt nicht viel in Erinnerung. Negatives mit 6-8 Stunden Wartezeit dagegen wird nie vergessen und immer, immer, immer wieder erzählt.

    1. Lieber Frank Eisenblätter – wir lieben Gummibärchen. So oder so. Ein Danke „hinterher“ – so dann und wann – tut einfach gut und kommt leider sehr selten vor. (Manchmal kommt auch einer mit einem Extra Danke. Dann freuen wir uns wie Bolle). Es stimmt: Negatives wird immer sofort beanstandet. Das ist schade. Denn es gibt ja gute Gründe, warum jemand lange warten muss. Wir reden uns den Mund manchmal fusselig, warum, wieso, weshalb. Aber das scheint dann auch schon egal zu sein. Wer sich ärgert, ärgert sich. (Wenn das Personal nett zusammensitzen und Kaffee trinken würden – oder die mitgebrachte Gemüseplatte verputzen würde – könnte ich es ja verstehen. wenn wir so kauend vor den Patienten die Wartezeit erklären würden. 😉 Aber das ist leider nie der Fall.
      Ich habe es selten erlebt, dass ein Patient nach fünf Minuten die Notaufnahme wieder verlässt. Also eigentlich noch nie. Selbst eine Schultereinrenkung passiert nicht in 2- 3 Minuten. Also der „Einrenken“ möglicherweise mit viel Glück. Davor und danach haben die „Götter“ den Weg mit viel Bürokratie geflastert. Aufnahme. Röntenbild vorher UND hinterher zur Dokumentation. Vielleicht eine Kurznarkose wegen starker Schmerzen., incl. ausschlafen. Verband und Rezeptausstellung. Langer Brief für den Hausarzt mit genauer Anamnese, Diagnosestellung, Diagnostikmaßnahmen, Therapie, etc., Tablettenmitgabe für zuhause. Wer das mal eben in 5 Minuten hinbekommt, kriegt von mir `ne Tüte Gummibärchen! Ich denke dennoch: wer nette und kompetente Hilfe im Notfall bekommen hat, vergisst auch das nicht.

      1. Schwierig mit dem „Danke“ einfach so wird es auch, wenn man danach auf Station kommt und erst ne Woche später oder so entlassen wird. Wenn ich dann in die Notaufnahme runter gehe und jemandem sage er soll dem Personal von letzter Woche Dienstag um 21 Uhr von der dicken Frau mit dem gebrochenen Fuß Danke sagen – das kommt doch nie an. Ne Tüte Gummibärchen im Schwesternzimmer von einer Patientin die Danke sagt aber bestimmt……

  3. Ergänzung:

    12. Sollten Sie morgens mal in einem Fixierbett aufwachen, liegt das nicht daran, das wir unsere Belegungsstatistik aufhübschen oder Sie aufgrund Ihrer grenzenlosen Attraktivität unbedingt behalten wollten. Vielleicht haben Sie es einfach nur zum Fremd- und Selbstschutz gebraucht. Unser freundliches Personal gibt Ihnen gerne Auskunft.

    *ironie off*

    1. Yupp. Gestern hatte mich einer angerufen, weil er mal wissen wollte, wo er gestern Nacht war und was er eigentlich hatte. Mitten im schönsten Trubel. Ein Blick in den Computer: Bei uns war er nicht. „Wo war ich denn dann?“, grübelte er vor sich hin. „Ich war doch im Krankenhaus – glaub ich! Da hat mich doch der Rettungsdienst hingebracht…“ Da konnte ih ihm leider auch nicht weiterhelfen. #Kannstedirnichtsausdenken.

      1. Das ist mir in der Tat auch schon so passiert. Das Witzige war, dass ich den Mann tags zuvor am Glühweinstand gesehen hatte. Danach wusste er aber nix mehr.Ich aber auch nicht, bei uns war er nicht.

  4. Spannend. Lese Punkt 5 und frage mich, warum dann die Versicherungskarte immer zuerst und als enorm wichtig abgefragt wurde.
    Wirkte auf mich bislang immer wie „Ohne Karte keine Kekse!“, also als ob man besser gleich blutend wieder heimrobbt, wenn man nicht noch vorm Hallo die Karte herzeigt.

    1. Ohne Karte keine Kekes. *grins* Ohne Bankkarte kein Bargeld. Ich hab noch nie erlebt, dass man – egal bei welchem Arzt auch immer – durchgewunken wird mit dem Satz: „Ach – das brauchen wir hier nicht!“ Natürlich robbt keiner blutig heim, wenn man keine Karte dabei hat. Es erleichter aber das Arbeitsleben enorm. Denn ohne Karte gibt es eine Zeitverzögerung, weil man alles von Hand eingeben muss. Ohne elektronische Datenerfassung geht es nicht mehr. Denn alles ist auf dieses System aufgebaut. Ohne Karte/Aufnahme kann man kein Blut ins Labor verschicken, keine Röntgenbilder anfordern etc.
      Was mich aber immer wieder erstaunt, sind viel Privatversicherte, die zuallererst betonen, dass sie PRIVAT sind. Noch bevor sie ihren Namen oder ihr Anliegen erzählt haben. Das ist der Umstand, den ich hier beschrieben habe. Das erstaunt.

      1. Ok, danke für die Erklärung.
        Mich wunderte vorwiegend, wieso man nicht zuerst nach dem Befinden fragt, sondern eben nach der Karte. Klar muss die Behandlung irgendwie beglichen werden, nur dachte ich halt, man könne zuerst wenigstens über das eigentliche Anliegen reden und die Tageszeit nennen.
        Jetzt weiß ich wenigstens, warum es so gehandhabt wird.

        Was die Privatpatienten angeht:
        Womöglich sind die einfach eine Vorzugsbehandlung in diesem Zweik(l)assensystem gewohnt, sobald sie das erwähnen. *shrug*

      2. Ganz knuffelig wird es doch auch, wenn sie mit einem eher „geringen“ Notfall kommen („Hab mir in den Finger geschnitten und jetzt find ich zuhause kein Pflaster!“) und als erstes darauf hinweisen, dass sie PRIVAT versichert sind. Bei vollem Wartezimmer und diversen mal ganz subjektiv gesagt schlimmeren Notfällen. Und dann ganz selbstverständlich erwarten, dass sie A) nicht nur zuerst drankommen, sondern B) auch noch der Chefarzt persönlich mal eben aus dem OP vorbeigesprintet kommt. Oder zumindest der nächste freie Oberarzt. Bis der Chef Zeit hat… 😉

        Erinnert mich auch ein bisschen an eine Episode aus meiner Ausbildung. Patient (stationär) mit Flüssigkeitsrestriktion kriegt von mir (Pflegeschüler 2. Jahr) eine Flasche Wasser gebracht und gefragt, ob er sonst noch was braucht.
        In nicht unbedingt höflichem Tonfall werde ich aufgefordert SOFORT noch eine weitere Flasche Wasser zu bringen. Ich bitte ihn höflich um Verständnis, dass das jetzt nicht geht (im Hintergrund 3 Klingeln) und mache ihn nochmals auf die Flüssigkeitsrestriktion aufmerksam.
        Im nächsten Moment werde ich angekeift, er sei Privatpatient und er habe mir eine Anweisung gegeben und die habe ich gefälligst auszuführen. Ausserdem werde er sich beim Chefarzt beschweren….

        Ja, neeeee, is klar. Hab ihm dann seine Flasche gebracht und ihm gesagt, er soll ruhig damit glücklich werden. In der Nacht hat er dann halt nix mehr zu trinken gekriegt. Den Chefarzt hat es nicht im Geringsten interessiert und die Kollegen hatten nur ein herzliches Lachen übrig.

      3. Also wirklich. Chefärzte sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. 😉
        Die Plastergeschichte/ , die „nur mal ,drauf schauen` lassen“ Fraktion (ich war gerade zufällig in dieser Gegend unterwegs, hab Licht gesehen und dachte, da komm ich doch mal eben vorbei. Dann muss ich nicht zum Facharzt) oder die nicht mehr vorrätigen Schmerztablette ( Wie? Wo? Apotheke? Aber ich bin doch jetzt HIER!) ist ein Klassiker. Mit und ohne Privatversicherung.

      4. Ich schockiere das medizinische Personal gerne damit, dass ich (wahrheitsgemäß) mitteile ich hätte keine Krankenversicherung.
        Wurde aber daraufhin noch nie abgewiesen – stattdessen erst behandelt und danach nochmal „verwaltungstechnisch“ befragt.
        P.S.: Als Soldat behandeln mich normalerweise die Truppenärzte der Bundeswehr. Daher bin ich tatsächlich nicht krankenversichert. Wenn mir allerdings außerhalb der Dienstzeiten bzw. weit weg vom nächsten Arzt etwas zustößt, gehe ich zum Arzt/Krankenhaus und der Dienstherr bezahlt die Behandlung.

  5. Nu ja… es ist aber schon ein Unterschied OB man versichert ist oder nicht 😉
    Vermutlich schon im Aufnahmeformular.
    Was nicht heisst, dass man nicht versorgt wird!

  6. Ich verstehe die Wartezeit am Anfang. Dringendes zuerst. Was ich nicht verstehe ist, warum man seine Geschichte fünf Mal die Hierarchie hinauf erzählen muss und jedes Mal mindestens eine halbe Stunde dazwischen warten muss. Und für jede zusätzliche Frage musste sich der Arzt in meinem Fall auch noch mal rückversichern, also nochmals mind. 20 Minuten warten pro Frage. Das kann’s ja auch nicht sein. Vielleicht hatte ich ja einfach einen total unerfahrenen Arzt, aber mein Karbäuschen hätte mindestens dreimal besetzt werden können in der Zeit. Der Gipfel war dann noch, dass ich ohne wirksames Medikament rausspaziert bin, weil ich noch gestillt hatte. Mein 1-Jähriger hatte vom Kinderarzt gegen seine Bindehautentzündung hingegen ein Antibiotikum erhalten…. Ich habe mir das Rezept dann am folgenden Montag vom Gynäkologen besorgt… Der Notfallarzt hatte halt nur bei den Augenärzten nachgefragt, und die rieten zum Abpumpen…. Sonst: Respekt vor dem Job, den ihr macht! PflegerInnen und Ärzte!

  7. Hallo, naja das mit der Karte ist natürlich eine Erleichterung. Ein polytrauma das keine Karte hat und wo der Name nicht bekannt ist bekommt auch eine fallnummer die noch im Verlauf geändert wird. Versorgung geht immer vor Bürokratie, es wird nunmal nach Kategorien eingeteilt, deswegen muss auch mal der blutende arm eines Erwachsenen hinter ein Kind mit vermutlich lebensgefährlichen bauchschmerzen zurücktreten. Leider haben die wenigsten Patienten dafür Verständnis,… Ich war doch zuerst da….

    1. Da wiedersprichst du dir ja selbst. Nur im seltenen Fall, komm das Polytrauma Fußläufig über die Anmeldung und regelt seine Formalitäten. Daher sollte zb die OSG Distorsion, welche am ehesten noch am Vortag passierte, sich zumindest versicherungstechnisch ausweisen können, damit die Formalitäten geklärt sind. Zudem sind die meisten Notaufnahmen noch sehr kulant und durchaus bereit sich den Versicherungsnachweis zb. bis zu 1 Woche später geben zu lassen.
      In Ausnahmefällen wird selbstverständlich immer eine Fallnr. „x“ generiert und der Rest später hinzugefügt…

  8. Grüße aus einem Maximalversorger in Berlin, super geschrieben, absolut auf den Punkt gebracht, den so und nicht anders geht es bei uns Tag für Tag zu! Danke *thumbsup*

  9. Danke für deine sehr unterhaltsame Liste.

    In vielem habe ich mich als Patient wiedererkannt – beziehungsweise als Elternteil, der besorgt mit dem Kleinen in die Notaufnahme kommt. Wir haben bislang gute Erfahrungen gesammelt. Es waren Menschen, die Kinder mögen.

    Ich wünsche dir und deinen Kollegen angenehme Schichten. Herausfordernd, gerne – aber keine hoffnungslosen.

    Bis dahin, Nic

    1. Seltsam. Dein Beitrag geht ja gar nicht zu kommentieren.
      Naja – um mit Deinem Grundtenor zu antworten: Was will man von einem IMMER nur KAFFEESAUFENDEN IT’ler erwarten. Ach ja: Ein Dekubitus ist eine chronische Wunde. Kannst damit ruhig zum Hausarzt. Mußt nicht in die Notaufnahme zum Sterben. Aber vergiss die Versichertenkarte nicht …
      Mfg ein Nicht-Notaufnahme-Pfleger

  10. Das mit dem Privatpatient hat aber auch einen ungemein praktischen Hintergrund und bietet Selbstschutz vor Gefühlsausbrüchen.
    Für Viele ist das die Kurzform von: „Ich habe keine Karte, bin aber (privat) Versichert, also gebens mir schon das verdammte Formular das mich eigentlich noch mehr nervt als sie selbst“.

    Das Privatpatienten aber auch zu einem Großteil denken „dann gehts schneller“, stimmt natürlich. Woher sollen sie aber auch den Unterschied kennen zwischen Notaufnahmeschwester und Arzthelferin in der Facharzt Praxis.
    Mein Vater ist als Beamter auch „Zwangsprivat“ und hat sich schon öfter den Spaß gemacht das er bei unterschiedlichen Fachärzten „normal“ nach einem Termin gefragt hat.
    Antwort: „Oh, wir sind leider sehr voll, frühestens in 3 Monaten“ -> „ich bin Privatversichert“ -> „Oh, ich sehe gerade der Doktor hätte in 2 Min Zeit, aber wenn ihnen das zu lange dauert gern auch morgen“

    Wir leben leider in einem Land mit ausgeprägter 2 Klassen Medizin. In dem eine leitliniengerechte Therapie den Arzt Geld kostet, aber ein CT bei Nackenschmerzen den fetten Reihbach bringt.

    Es gibt auch immer 2 Seiten, natürlich ist vielen klar das ihr Besuch in der Notaufnahme vermeidbar gewesen wäre und es hilf auch wenig sie nochmal drauf hinzuweisen.
    Wenn z.B. der Businesskasper mit dem seit Mittwoch bestehenden Harnverhalt gleich zum Arzt gegangen wär und evtl. die Selbsttherapie mit Diuretika (aka Feirabendbier) Freitagabend nicht die cleverste Idee war.
    Es geht halt keiner gern zum Arzt und leider ist der Druck der Arbeitswelt auch ausserhalb des KH kein Kindergeburtstag mehr.
    Viele Menschen (aller Klassen und Kassen) scheuen den Arztbesuch aus Angst um den Arbeitsplatz oder versuchen den Besuch so zu legen das ihre Arbeit Mo-Sa von 7-21 Uhr nicht beeinträchtigt wird.
    Dann schlagen sie (im wahrsten Sinne des Wortes) bei euch auf und sind genauso gestresst/kaput wie ihr, weshalb Punkt 11 eigentlich an aller erste Stelle gehört und zwar in allen Lebenslagen!

    Trotzdem meinen Respekt und Dank

  11. Hallo Notaufnahmeschwester. Doch doch, Schulter mit Cunningham Methode reponieren. Das hat meine Zeiten enorm verbessert. Und die Information, dass bei normalem Röntgen Kontrollbild entweder noch ein paar Stunden auf den Arzt gewartet werden kann, oder aber die Schwestern mit guten Nachrichten kommen und man direkt nach Hause kann. Rezept per Computer, Verordnung zur Krankengymnastik wird auch mitgegeben. Unabhängig vom Röntgenbild. Glaube mir, Deutschland ist teilweise einfach zu hierarchisch. Solche Sachen löse ich hier in Schweden anders. Aber ich bin auch einsam des nachts für ca eine Million Einwohner und 140 orthopädische Betten.

    1. (Y) Schweden! Ich glaube dir sofort, dass Deutschland da zu hierarchisch ist. Schließlich arbeite ich hier. 😉 Sollte ich mir mal in Schweden die Schulter auskugeln, rufe ich laut nach dir und freue mich über eine schnelle Reposition. Früher haben „wir“ das auch so gemacht. Manche Ärzte können das auch noch. Mit Handtuch oder Stuhlkante. Aber die Zeiten haben sich (leider) geändert. Und die Vorschriften/ Dienstanweisungen/ Standards werden nicht weniger.

    1. Hm. Na dann schieben wir es halt auf die Sicherheit. Akzeptiert.
      Was deinen Artikel nicht besser macht.
      Schon der Hinweis, daß hier ein Querlesen ja völlig reicht, ist irgendwie … nicht respektvoll. Und bestärkt andere darin, das Ganze hier nur nicht zu sehr zu überdenken.
      Aber egal. Davon lebt ja das Internet. Daß jeder seine MEINUNG sagen kann (es sei denn, diese Äußerung verstößt gegen irgendwelche Richtlinien/Gesetze).
      Ich wünsche dir jedenfalls einen netten nächsten Notaufnahmeaufenthalt! (ernstgemeint – zur Überdenkung deiner Ansichten)

      MfG Agrion

  12. Ist zwar nett geschrieben und könnte für Verständnis werben, in manchen Notaufnahmen scheint sowas auch zu gehen, aber ganz klarer Widerspruch zu den Punkten 3., 6. und 9. – zumindest für eine große ZNA in unserer Stadt! Ich darf vorwegschicken, dass ich lange Jahre als Rettungsassistent gearbeitet habe und schon ein wenig Ahnung von Notfallmedizin und den Abläufen habe. Wobei meine Einwände und Erlebnisse privat sind und warscheinlich nicht beim Personal, sondern bei der organisatorischen und verwaltungstechnischen Struktur der ZNA angesiedelt sind.

    Es ehrt der oder die Verfasser, dass sie offensichtlich immern noch einen Kodex haben, Wünsche und Hoffnungen, dass ihre Arbeit entsprechend ankommt und gewürdigt wird.

    Das Bild von der Notaufnahme, wo sich jemand um einen kümmert, das Personal und die Ärzte angespannt aber konzentriert ihrer Arbeit nachgehen (können) und dabei auch noch freundlich bleiben können, kann man getrost in die fantastische Welt der Arzt- und Krankenhausserien verweisen. Dafür sind selbst die Notaufnahmen mittlerweile so in den Kostendruck und Budgetwahn der Kliniken eingebunden.

    Zu Punkt 3, 6 und 9: Hätte ich meine Frau vor 2 Jahren nach einem leichten apoplektischen Insult nicht in die ZNA im Rettungswagen privat begleitet, wäre ihr nicht einmal, sondern 3 x Blut abgenommen worden. Ferner würde sie noch heute in irgendeinem verlorenen Gang neben dem CT und/oder dem Ultraschall liegen und Spinnweben ansetzen. Geschweige denn, dass Sie dann endlich nach 4 Stunden (!) tatsächlich zum ersten mal von einem völlig überforderten (weil gnadenlos überlasteten) Neurologen untersucht worden wäre. Dass es damals nicht schlimmer kam, ist einzig meiner Stimme und Interventionen zu verdanken. Nicht etwa einer notwendigen Gelassenheit, dass das ja nicht so schlimm sein kann. Da wäre nämlich niemand mit „irgendwelchen Zetteln“ gekommen und meine Frau hatte nach 3 Std. sehr wohl „Panik“ und keine Musse zum „durchatmen“, geschweige, dass sie dazu in der Lage gewesen wäre, adäquat zur Diagnostik beizutragen. Der völlig übermüdete Neurologe war es dann auch, der uns im Gespräch dann kundtat, dass er tatsächlich gem. seinem Vertrag im Jahr 2000 Patienten diagnostizieren/behandeln muss!
    Wenn ich mir vorstelle, dass dort Patienten alleine ohne Begleitung in der Notaufnahme landen, sich gegebenfalls nicht richtig artikulieren können, geschweige ohne rudimentäres medizinisches Wissen sind – dann schaudert es mich!
    Leider kann ich nicht nur aus meiner beruflichen Vergangenheit, sondern auch aus dem persönlichen Umfeld mindestens fünf ähnliche Beispiele aufführen.

    1. Hhmm …
      2000 Patienten pro Jahr klingt für mich erstmal nicht viel.
      Bei 220 Arbeitstagen á 8h, wäre das gerade mal 1 Patient pro Stunde.
      Meinten Sie vielleicht 20000 Patienten pro Jahr?

  13. Ich wurde neulich Nacht um 5 Uhr mit dem Rettungswagen und einem Notarzt wegen Nierensteinen in die Klinik gefahren. Es dauerte „gefühlte“ Stunden bis der Wagen da war – was mir mein Zeitgefühl vorgaukelte. Der Notarzt versorgte mich auf der Fahrt mit Schmerzmittel. In der Klinik konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen und die Fragen der Ärztin kaum beantworten. Lag es an den Schmerzen oder an der Betäubung – ich weiss es nicht.
    Ich habe die Ärztin auf meinen Geldbeutel aufmerksam gemacht. Dort waren meine Versichertenkarte, ein Zettel mit den Medikamenten die ich momentan nehme – und!!!!! – mein Allergiepass. Informationen, die ich so nicht hätte mitteilen können. Die ganze Zeit war eine Schwester anwesend, die meine Hand oder meine Schulter gehalten hat.
    Mein Sohn ist Neurochirurg – meine Schwiegertochter Hautärztin/ schult aber auf pr. Ärztin um. Eine Bekannte – OP Schwester.
    Manches lässt sich mit dem Gehalt abgelten. Aber es ist mehr was dort geleistet wird – Mitgefühl – Anteilnahme – Fürsorge usw. kann man nicht bezahlen – (wobei etwas mehr Gehalt und weniger Überstunden würde den Ärzten und dem Pflegepersonal auch gut tun).
    Ich habe mich Wochen später informiert, wann die Ärztin und die Schwester wieder Dienst hatten – bin mit einem Gutschein einer Pizzeria (mit Lieferservice) einer Telefonnummer und einer Speisekarte für eine Partypizza XXL im Krankenhaus erschienen und habe mich bedankt.
    Mir ging es wirklich „dreckig“ und ich war aber nicht alleine…….

  14. Ich hebe es erst kürzlich in der Notaufnahme der Chirurgischen Unfallklinik Coburg erlebt, daß zwar die „Empfangsdame“ etwas unfreundlich rüberkam, ich aber nach relativ kurzer Wartezeit sehr freundlich und zuvorkommend verarztet wurde. Als ich 14 Tage später zum Fäden ziehen kam, war eine andere „Empfangsdame“ da. Ich erzählte ihr von ihrer „Vorgängerin“ und erfuhr daß es nur eine Urlaubsvertretung war. Es ändert aber nichts daran, daß ich sehr freundlich und einfühlsam behandelt wurde und ich nur allergrößte Hochachtung für das gesamte Krankenhauspersonal habe. Es gehören schon extrem gute Nerven dazu nörgelnden Patienten gegenüber freundlich zu bleiben.

  15. So ein Krankenhaus möchte ich auch gerne mal finden… Mit dem Kind 3 Stunden in der Notaufnahme gewartet, immer wieder nachgefragt. Fieber über 41, nicht mehr ansprechbar. Mit dem Taxi in eine andere Klinik gefahren. Dort vom Arzt rund gemacht worden warum ich denn jetzt erst komme…

  16. ja so ist es, wennst mit dem Hubschrauber in die notaufnahme kommst, dann warten sie schon auf dich, wennst selber faehrst dann dauerts normal laenger. zum essen hab ich nix mitgebracht. Und es tut mir leid das ich erst einmal mir die Zeit genommen hab und gebaded hab. Wie ich nach meiner Hubschrauber einlieferung, am naechsten tag wieder halbwegs bei sinnen war, hat mir schon gegraust, weil meine haende und gesicht und so noch voll beton waren. Und seit ich erwachsen bin geh ich normal allein zur notaufnahme, eventuell in begleitung von leuten die mich tragen, die freundin wird erst informiert wenn ich das erste hinter mit hab. obwohl ich immer versuche der beste patient zu sein immer schaff ich das auch nicht.

  17. Hab damals nach meinem akkuten Blinddarm nen Satz Pizzen für die Notaufnahme bestellt. nachdem ich als 18 jähriger dann im Schwesternzimmer aufgewacht bin (wegen überbelegung nach der NotOP auf einem Sonntag) und im halbglimmer und volljumm durch die Schmerzpillen n paar gespräche mitbekommen hab dacht ich das wär notwendig.

    BTW Dank an euch alle die ihr das täglich immer und dann auch noch mit Freude macht.

  18. Also ich war ja (glücklicherweise) noch nicht so oft auf eine Notaufnahme angewiesen, aber wenn man dorthin kommt, scheint man in den Augen des Personals nie die richtigen Beschwerden mitzubringen. Ich kenne dort eigentlich nur zwei Kommentare : Entweder : „Deswegen kommen Sie in die Notaufnahme ?“ oder „Warum kommen Sie damit erst jetzt in die Notaufnahme ?“. Außerdem hat man immer ein wenig den Eindruck von den Angestellten dort sowieso als Simulant abgestempelt zu werden, solange man nicht mit dem blutverschmierten Kopf unter dem Arm dort auftaucht. Ich würde mit starken Magenbeschwerden, die in meinen Laienhaften Vorstellungen auf Blinddarmbeschwerden hindeuten könnten ja auch gerne eine normale Arztpraxis besuchen – die haben nur leider so selten Nachts um halb fünf geöffnet. Deshalb kommen vermutlich auch diese ganzen anderen, nicht auf den ersten Blick totgeweihten Menschen unter den Patienten in eure Notaufnahme. Für die leicht genervten Schwestern der Notaufnahmen dieser Republik mal der dezente Hinweise : Wenn „wir“ uns schon zu unmöglichen Uhrzeiten aus dem Haus quälen, um uns in die Notaufnahme zu karren (oder karren zu lassen), könnt ihr ziemlich sicher sein, das wir das nicht aus Langeweile tun oder um eure Nachtruhe zu stören, sondern weil wir ernsthaft um unsere Gesundheit besorgt sind.

    Lustig finde ich übrigens auch Punkt vier der Liste : Wascht euch, bevor Ihr in die Notaufahme kommt. Wenn ich mich mental dazu durchgerungen habe in die Notaunahme zu kommen, habe ich in der Regel andere Sorgen als die, das ich möglicherweise nicht an allen Enden meines Körpers nach Rosenwasser dufte. OK, niemand riecht gerne stinkende Menschen, aber wer menschliche Gerüche im normalen Alltagsrahmen nicht abkann, sollte vieleicht auch nicht unbedingt im medizinischen Bereich arbeiten.

    1. Lieber Thomas, das ist aber schade, dass du so „unnettes“ Personal kennengelernt hast. Meine Erfahrung allerdings ist, dass leider wiederum nicht alle so denken wie du: viele kommen wirklich mit Lappalien, weil sie keinen Facharzttermin/keine Lust oder sonstiges haben. (Wir sprechen ja manchmal mit den Leuten – das erzählen sie so was 😉 )
      Ich kann nur für mich sprechen: ich bemühe mich, Patienten ohne „Nervfaktor“ zu begegnen. Allerdings frage ich auch hin und wieder nach, warum einer nach einer Woche „Höllenschmerzen“ nachts um vier kommt. Es interessiert mich einfach. Auch aus ganz praktischen Gründen: Ist es jetzt akut schlimmer geworden? Konnte er nicht schlafen oder dachte, jetzt wirds mal Zeit, weil er meint, das Ende sei nahe?? Hatte er eine Woche keine Zeit zum Arzt zu gehen? (Das gibts ja auch) So was gehört zu einer Anamnese dazu. Das frage ich nicht, weil mich einer stört, sondern weil es wichtig ist, ein Krankheitsbild besser einschätzen zu können. (Interessanterweise bekommen das Patienten wirklich oft in den „falschen Hals“. Sie wollen sofort behandelt werden. JETZT! SOFORT. Ohne blöde Fragen! Da ist wichtig, dass man den Patienten erklärt, dass das dazu gehört. bzw. warum man fragt. So wie man auch „Keine Diagnose durch die Hose macht“.)
      Das alles war in deinem Fall ja wohl nicht der Fall. Und Magenschmerzen/ Bauchweh sind ätzend! Das weiß ich aus eigener Erfahrung.( Jaja, das Alter lässt einen milder werden 😉 )
      Zum Thema waschen: Du glaubst nicht, was sich da abspielt. Ich erwarte nicht von einem Notfall, das er nach Rosenwasser riecht. Beileibe nicht. Da gibt es wichtigeres. Wenn mir aber einer erzählt, dass er vor drei Tagen umgeknickt ist, und zieht seinen Fuß aus einer unglaublich muffigen Socke, dann frage ich mich schon…..WARUM? Konnte da einer vor Schmerzen nicht EINMAL duschen gehen? Socken wechseln innerhalb dieser Tage? Darum ging und geht es mir. Das ist Körperhygiene. Und ja. Das kann man haben. Muss man aber nicht. 😉

  19. Ich möchte nur mal daraufhin weisen dass es überall einen Kassenärztlichen KV Dienst gibt der auch Rund um die Uhr besetzt ist und einem sagt welche Praxen Notfalldienst haben. Man kann sich auch erst mal dort vorstellen bei Symtomen die ambulant behandelt werden können, auch diese Ärzte können einen untersuchen und wenn nötig einweisen i die Klinik.

    Zu Punkt fünf möchte ich gerne hinzufügen dass es sehr wohl Notaufnahmen gibt die sich erst um den Pat kümmern und dann nach der Karte fragen, aber drum rum kommt man da halt nicht, irgendeinen Phantasie Namen einzugeben um das Bluz ins Labor zur Analyse bringen zu können macht da einfach wenig Sinn.

  20. Heylo, ich arbeite als Radiologieassistentin in einer ziemlich riesigen Notaufnahme und finde deine 11 Punkte einfach fantastisch. ich lese sie mir selbst immer mal wieder gern durch. Einfach um mal wieder für mich runterzukommen. ich muss gestehen das ich manchmal so ungehalten bin, wenn ein 150kg Patient beim umlagern meint, das ich mal mehr frühstücken sollte. oder warum allgemein überhaupt so lange gewartet werden muss, und wieso dauert es so lange bis eine CD fertig gebrannt ist. Manchmal kann ich auch keine passenden Worte finden wenn wir 3 Polytraumata durchs CT und röntgen zerren, dabei ein Pat stirbt, reanimiert werden muss, und eine Frau mich draussen im wartebereich anschreit warum ihr mann immer noch nicht untersucht wurde, er sei schliesslich ein Notfall (..steinsuche…) Ich würde so gern deine 11 Punkte ausdrucken und bei uns verteilen… in Rauen Mengen!

  21. Ich finde diese 11 Punkte wirklich amüsant! !! Ich bin wirklich SEHR häufig Patient in einer Not Aufnahme und hab schon so heftige Dinge mit Schwestern erlebt? !! Ich muss sagen es gibt die Kaffee Schwestern die lieber Kaffee klatsch machen und dem blinddarm Patient warten lassen !!! Schlaganfall wartet dann auch gern auf der Trage und Medikamenten unverträglichkeit kann man auch mal testen! !!

    1. Möglich, dass es auch solche Schwestern gibt. Ich wiederum kenne das nicht. Wir arbeiten nach einem Ersteinschätzungsprinzip, bei dem z.B. ein frischer Schlaganfall sofort von einem Arzt gesehen werden muss. Auch Medikamentenunverträglichkeiten müsssen abgeklärt werden, bevor man etwas gibt. So ist das bei „uns“ – und daher kann ich nur für meinen Bereich sprechen. Bei einer Blindarmentzündung ist das schon wieder anders, wenn keine Vitalgefährung des Patienten vorliegt.

  22. Bei FAST jedem Punkt bin ich Deiner Meinung nur bei 8 muss ich noch hinzufügen…
    Wieso bekommen wir in der Notaufnahme so oft Merci?
    Nach all den Jahren kann ich es nicht mehr sehen und mich nicht mehr wirklich über eine Mercipackung freuen.
    Die Docs futtern als erstes die Nussteile und wenn du aus dem Schockraum zurück bist UND es ist noch etwas in der Packung dann sind das sicher die Merci-teile die ich sicher nicht mag! 😄
    Jetzt stellt sich die Frage „Wieso nimmt er sich die Nussteile nicht einfach raus?“ Galans einfach…
    In der Kitteltasche beginnt die Schock schnell zu schmelzen und mit drei oder sogar 4 Nusstangen im Mund sie das etwas blöd aus, wenn der Pfleger so im Schockraum steht! 😄

    Mir ist ne Flasche Campus lieber, so kann man sich den Nachtdienst versüssen oder einfach ne Feierabend begiessen.

    Musste sehr über deinen Beitrag schmunzeln und bin erschrocken, dass ich nicht mal auf die Idee kam so etwas zu posten!
    Aber abwarten 🙂

  23. Ein toller Artikel. Aber wir lernen auf der „Arztschule“ schon, wie man ein Patientengespräch führt. Ja, tatsächlich! Aber „Obesitas“ klingt einfach besser als „fett“ und „C2-Intox“ besser als „sturzbesoffen“… Und deshalb benutzt auch das Pflegepersonal gerne einmal diese Wörter… (zumindest damals in unserer Notaufnahme) 😉 .

    1. Ja – da hast du Recht. Auch wir benutzen diese Wörter.
      Manchmal hat ja auch ein Arzt ein „Gesprächsseminar“ besucht. Da läuft dann alles gechillt ab.
      Und selbst wenn manche Ärzte tolle Gespräche führen, kann es ein, dass der Patient trotzdem kein Wort verstanden hat – zu aufgeregt, zu mitgenommen von der Situation, zu vergesslich. Das wirst du kennen.

  24. Zu Punkt 1 frage ich mich ob tatsächlich immer geholfen wird? Wie kann es sein, das jemand der sich mit einem Heißwasser Industriehochdruckreiniger ein knapp 20*15cm Hautstück vom Unterschenkel gekärchert hat in der Notaufnahme weggeschickt wird mit den erstaunten Worten „was sie denn hier damit wollen? Gehen sie mal zum Hausarzt“. Der Hausarzt dann vor Schreck über die Wunde fast umgefallen ist und davon sprach das es eigentlich ein Fall für eine Hauttransplantation gewesen wäre. Wäre weil nun zu spät. Das ganze ging dann gut aus. dennoch frage ich mich immer noch warum wird man damit abgewiesen?

    Ich selber hatte vor Jahren meinen Unterarm mit heißem Kerzenöl verbrannt. Beim Kühlen unter fließend Wasser ging das Wachs (inlklusive der Haut darunter) ab. Es enstand eine 2*20cm längliche Wunde die nichts mehr mit eine kleinen Verbrühung oder so zu tun hatte. Da die andere anwesende Person vor Panik nicht die 112 wählen konnte machte ich das selber. In der linken Hand das Telefon, den rechten Arm gleichzeitig unter dem Wasserhahn nur um mir von der Leitstelle anzuhören das die wegen sowas keinen Wagen herschicken. Ich solle beim ärztlichen Notdienst anrufen. Dort bekam ich nach 10min Tel einen Arzt der herkommen wollte. nach ca 30min war der dann da, der die Wunde anschaute und etwas abdeckte. Mehr nicht denn eine Salbe die benötigt wurde hatte er nicht dabei. Er fuhr dann wieder. Die andere Person die sich inzwischen vom Schreck erhohlt hatte rief um 1 Uhr Nachts diverse Apotheken an bis sie eine fand die einen Nachtnotdienst hat. Dort fuhr sie hin um Salbe und Schmerzmittel zu holen. Um 2 Uhr war sie dann zurück. Solange musste ich mit Schmerzen warten. Am nächsten Tag ging ich dann zum Arzt.
    Ich frage mich heute noch wie sowas sein kann. Aber warscheinlich bin ich nur zu naiv gewesen das ich dachte bei der 112 wird einem in so einem Falle geholfen.

    Das der Rerttungsdienst wegen einer Panikattacke ebenfalls niemand herschickt hatte ich ja Jahre zuvor bei meiner ersten Panikattacke überhaupt schon erfahren. Die haben mich mit Herzrasen, Herzdruck, Panik; Schweissausbrüchen und Todesangst zu Hause sitzen lassen.

    Mein Vetrauen in Rettungsdienste ist daher sehr nicht so sehr gegeben….

    1. Das ist das, was ich in meinem Kommentar auch schon schrieb : Wer nicht mindestens eine Kettensäge im Kopf stecken hat, gilt in manchen Notaufnahmen sowieso als Simulant und Hypochonder.

      1. Ja scheinbar ist das so. Sollte mir nochmal was passieren werde ich trotz Verletzung/Panikattake/Herzprobleme einfach zu Hause warten und hoffen, und dann am nächsten Tag zum Arzt gehen. 🙁

  25. Ich habe sehr viel Verständnis für die Arbeitsbelastungen in der Notaufnahme und große Hochachtung vor der dort geleisteten Arbeit. Echte Notfallpatienten sind allerdings mitsamt ihren Begleitpersonen immer auch in einem emotionalem Ausnahmezustand. Da kommt man mit „keine Panik“ nicht unbedingt weiter. Gerade hochbetagte Patienten sind außerhalb ihres gewohnten Umfeldes schon deshalb desorientiert und panisch, weil sie weder gescheit hören noch sehen. Als Angehörige kann ich auch nicht stundenlang daneben stehen (auf dem Flur oder in einem Untersuchungsraum) und eine alte Frau beruhigen, wenn ich nicht mal einen Stuhl bekomme oder die Chance, mich mit Essen und Trinken zu versorgen. Idealerweise würde ich mir eine Art Angehörigenbetreuer vorstellen, der oder die erstmal den Stress rausnimmt und Handlungssicherheit vermittelt. Ganz einfache Hinweise (jetzt wird dies und das passieren…gehn sie mal nen Kaffee trinken…dort ist das Klo) würden sehr helfen.

    1. Liebe Elfi, danke für deine Post. „Keine Panik“ richtete sich auch eher an diejenigen, die in Panik kommen, obwohl es nicht notwendig ist. 😉 Natürlich hast du Recht, dass Menschen immer in für sie belastenden Situationen kommen. Aber eben nicht immer. Leider. Für den Rest – ich kann da nur für mich sprechen – versuchen wir /ich zu sorgen. Lustigerweise denke ich da auch gerade darüber nach. Aber das kannst du dann in meinem aktuellen Blogbeitrag lesen – wenn ich ihn denn geschrieben habe.

  26. Bis auf 1 mal bn ich in der Notaufnahme immer freundlich und zuvorkommend behandelt worden. Ich gehe wenn möglich immer zum Notdienst bevor ich in der ZNA auftauche .Zeigt des Bemühen das man Euch nicht unötigerweise mit Arbeit zuschütten will 😀 Aber Rezidivierende Epitaxis is irgenwann einfach nur noch Lästig und Bähh. Ja kann ich inzwischen schon auswendig 🙁 Lässt bei mir in der Regel nur durch veröden beseitigen.

    Von daher vielen Dank für eure Arbeit.

  27. Einige male habe ich auf das „ich bin PRIVAT versichert“ mit „das ist nicht heilbar“, „das behandeln wir nicht“ und „das ist kein Notfall“ geantwortet. Ein einziges mal gab es eine Beschwerde, als ich einem „ich bin privat versichert, erste Klasse“-Patienten freundlich entgegnete, dass es eine erste Klasse nur bei der Bahn gibt.

  28. Also, ich war drei Mal in meinem bisherigem Leben in einer Notaufnahme. Einmal als ich mir 4 Finger abgesägt hatte, einmal mit einem Herzinfarkt und einmal mit einem Schlaganfall. Ich wurde nie nach einer Karte gefragt, kam jedes Mal sofort dran und wurde immer sehr freundlich behandelt. Nur bedankt habe ich mich nie. Habe ich einfach nicht daran gedacht.

  29. Was halten Sie denn von unserer Idee endlich WLAN in der Notaufnahme anzubieten? Das schont die Mitarbeitenden und sorgt für Ruhe. Dann brauchen Sie im Wartebereich nur noch eine verschließbare Box als Verteilerdose mit USB-Ladesteckern: Denn nach ein paar Stunden des geduldigen Wartens ist jedes Smartphone irgendwann leer…

    1. Ich halte das für eine sehr gute Idee und wäre unbedingt dafür. Die Möglichkeiten wären da – bekommendoch auch auch in „unserem Haus“ die Privatpatienten freies WLAN. Allein – bisher fehlt der Wille oder „Sehen der Notwendigkeit“.
      Es ist ein ähnliches Rätsel wie kostenlose Parkplätze: Vor Einkaufszentren usus – aber nicht in Kliniken.

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