Wir übernehmen jeden Fall oder: Habt Ihr alle keine Mutti?

Kennt Ihr noch die drei Fragezeichen und deren Wahlspruch?

Wir übernehmen jeden Fall!

Mit Tränen in den Augen kommt die 14-jährige in die Notaufname. Am Kinn hat sie einen Pickel! „Breitet sich das jetzt aus? Kann man was dagegen machen? Jetzt? Sofort? Wie sieht das denn aus! Ich seh voll scheiße aus!“  Wir übernehmen jeden Fall!

Ein Mann kommt. Über den Tag sind seine Beine so blau geworden. Weh tut nichts. Aber es wäre schon seltsam. Diese untypische Verfärbung. Hm. Hm. Hm. Schwester Justus Jonas greift zum Waschlappen. Rubel. Rubel. Rubel. Und schon sind die Beine wieder käsig. Das so neue Jeans aber immer auch so verdammt abfärben. Da kann man sich schon mal Sorgen machen. Aber echt! Wir übernehmen jeden Fall!

Schwester – mit meinem Magen stimmt was nicht. Übelkeit? Nö. Schmerzen? Nö. Erbrechen? Nö. Was dann? Mehr so knurren. Ach! Schon eine halbe Stunde lang. Total laut. Na sowas! Er wolle ja auch nur mal fragen, ob er jetzt – am Abend – unbesorgt was essen gehen könne mit seinen Kumpels. Das hat er nämlich bisher noch nicht. Er hatte eine schlimmer Klausur und vor Aufregung und Stress nichts essen können. Wir übernehmen jeden Fall!

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Von Ingeborg Wollschläger

Dreißig Jahre war ich Krankenschwester und davon über zwanzig Jahre in einer Notaufnahme beschäftigt. Im März 2020 erschien mein Buch „Die Notaufnahmeschwester - ein Alltag zwischen Leben, Tod und Wahnsinn“ im Penguin Verlag. 2018 kehrte ich der Pflege den Rücken und bin seitdem als Seniorenreferentin für die Betagten meiner Kirchengemeinde zuständig. Gepflegt wird nun nicht mehr: Jetzt wird "gehegt". In Gruppen und Kreisen, Gottesdiensten und bei jeder Menge Hausbesuchen bin ich mit den Seniorinnen und Senioren in engem Kontakt. Mit großem Interesse lausche ich dort den Geschichten der alten und manchmal auch sehr weisen Menschen. Der wahre Luxus meines derzeitigen Berufes ist, dass ich Zeit habe, mir Lebensgeschichten anzuhören. Ich darf nachfragen und bekomme fast immer Antworten. "Nebenbei" bin ich freiberufliche Journalistin für das Radio (u.a. Klassik Radio) sowie Mitglied der Redaktion des „Evangelischen Sonntagblatts aus Bayern“. Ich habe drei Söhne, einen Halbtagshund und liebe Suppe.

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